Lebensdaten
1825 – 1899
Geburtsort
Basel
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
Farbstoffindustrieller ; Unternehmer
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 137860633 | OGND | VIAF: 86033999
Namensvarianten
  • Müller-Pack, J. J.
  • Müller-Pack, Johann Jakob
  • Müller-Pack, J. J.
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Müller-Pack, Johann Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137860633.html [09.05.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Jakob Müller (1800–68), Bäcker, Bürger v. Basel;
    M Susanna Katharina Jäcklin (1801–41);
    1847 Margaretha Louise (1823–1907), T d. Spezerei-, Käse- u. Branntweinhändlers Isaak Pack (1788–1856) u. d. Anna Maria Burckhardt (1787–1848);
    6 S, 4 T (2 S, 1 T früh †).

  • Biographie

    M. absolvierte eine kaufmännische Lehre im Kolonial- und Farbwarengeschäft von Ulrich Heusler in Basel. Dieses wurde 1856 mit dem Unternehmen von Johann Rudolf Geigy zur Firma J. R. Geigy & U. Heusler fusioniert, deren Prokurist M. wurde. Im Sommer 1860 übernahm er die Geigy gehörende Extraktfabrik und produzierte dort Farben aus Farbholzextrakten. Schon Ende 1859 – noch unter Geigy – hatte M. als Autodidakt erste Versuche mit Anilinfarben gemacht, deren Herstellung 1856 von dem Engländer Perkin entdeckt worden war. M. und seine Chemiker produzierten in erster Linie Anilinrot (Fuchsin), -blau oder -violett, indem sie das Steinkohlenderivat Anilin mit Arsensäure erhitzten. Diese Methode war gegenüber anderen die ergiebigste, aber auch die gefährlichste, weil die entstehenden Abwässer stark arsenikhaltig waren. M. vergrößerte die Produktion, 1862 bezog er eine zweite Fabrik. Nach Klagen aus der Bevölkerung über verschmutztes Wasser im Kleinbasler Gewerbekanal verboten die Sanitätsbehörden M. die Anilinfarbenherstellung in der alten, im Siedlungsgebiet liegenden Fabrik; in der neuen, etwas außerhalb der Stadt gelegenen Fabrik durfte er die Abwässer nicht in den Kanal, sondern mußte sie direkt in den Rhein leiten. Noch während M. mit den Behörden verhandelte, erkrankte im Mai 1864 eine Familie in der Nachbarschaft der alten Fabrik. Es stellte sich heraus, daß das gesamte Erdreich und damit das in den Sodbrunnen der Umgebung gefaßte Grundwasser mit Arsenik vergiftet war. Im darauffolgenden Prozeß wurde M. 1865 schuldig gesprochen und zu Buße, Entschädigung und Rentenzahlung an die (teilweise für immer) Geschädigten verurteilt. Dies war das Ende für seine Firma. Geigy übernahm die beiden Fabriken, die den Kern des späteren Geigy-Konzerns (heute CIBA-Geigy) bildeten.

    M.s Verdienste um die chemische Industrie in Basel waren groß. Zwar hatte der Färbereibesitzer Alexander Clavel einige Monate vor M. begonnen, für den Eigengebrauch Anilinfarben zu produzieren. Doch es war M., der die Anilinfarbenproduktion als eigenen Produktionszweig etablierte und diese ersten Produkte der Basler chemischen Industrie international bekannt machte. Auf der Londoner Weltausstellung 1862 stellte er als einziger Vertreter der schweizer. Farbstoffindustrie aus und erhielt für seine Farben die Auszeichnung „splendid“ sowie lobende Erwähnungen in der Fachpresse. M. war ein Pionier in einer neuen Technologie, als sich die traditionsreichen Handelsgeschäfte wie Heusler & Geigy scheuten, neben dem Farbholzgeschäft in die neue, noch unsichere Branche der synthetischen Farben zu investieren. Nach seiner Verurteilung bemühte sich M. erfolglos, seine Patente in Paris zu verwerten. Daraufhin versuchte er – wieder in Basel – ein neues Geschäft aufzubauen, doch geriet er im März 1868 in Konkurs. 1875-81 war er Eigentümer einer Fabrik, die Nähseide produzierte, 1880-89 besaß er eine Firma für „technische Artikel“. Als Vertreter der Freisinnigen war er 1864/65 und 1875-78 Mitglied des Großen Rats des Kantons Basel-Stadt.

  • Literatur

    National-Ztg. (Basel) v. 2.4.1899;
    P. Koelner, Aus d. Frühzeit d. chem. Industrie Basels, 1937, S. 68-96, 111-33 (P);
    A. Bürgin, Gesch. d. Geigy-Unternehmens v. 1758 bis 1939, Ein Btr. z. Basler Unternehmer- u. Wirtsch.gesch., 1958, S. 104-17 (P);
    Martin Meier, Industrielle Umweltverschmutzung am Beispiel d. frühen Basler Anilinfarbenindustrie (1859–1873), 1988 (Ms., Bibl. d. Sozialarchivs Zürich);
    ders., „Man gewöhne sich mit d. Zeit daran“, in: R. Locher u. M. Brauchbar (Hrsg.), Risiko zw. Chance u. Gefahr, 1992 (P);
    Schweizer Lex.

  • Autor/in

    Martin Meier
  • Zitierweise

    Meier, Martin, "Müller-Pack, Johann Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 507 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137860633.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA